Voll entfaltet

Die neuste Generation von Faltschiebetüren für grossflächige Öffnungen punktet mit Bedienerfreundlichkeit und gefälligem Design. Auch bei bauseitigen Einschränkungen lassen sich so grosse Öffnungen realisieren.

Original Text von Christian Härtel, Schweizer Schreinerzeitung: https://www.schreinerzeitung.ch/de/artikel/voll-entfaltet-0

In der zeitgemässen Architektur sind grossflächige Verglasungen fast schon Pflicht. Verglasungen anstelle von Wänden bringen Licht in den Raum und lassen sich bei Bedarf einfach öffnen. Meist in Form von nahezu rahmenlosen Schiebeelementen oder Hebeschiebetüren ausgeführt, werden Neubauten mit raumhohen Glasfronten versehen. Die Verbindung vom Innenraum zur äusseren Umwelt ist ein prägendes Element für die heutige Wohnkultur.

Grosse Öffnung für kleine Räume
Der überwiegende Teil des Gebäudebestandes jedoch hat massive, geschlossene Aussenwände, die von Fenstern und Balkontüren geprägt sind. Und: Statt grosse offene Bereiche haben die meisten Wohnungen eher kleinere Räume.

Deshalb lässt sich gerade auch bei Sanierungen und Renovierungen mittels Faltschiebeelementen, die sich über die gesamte Front öffnen, das gewünschte Gefühl von Grosszügigkeit und offenem Wohnen realisieren. Ein gewichtiger Vorteil der Konstruktion. Während ein Schiebeelement ledig- lich die Hälfte einer möglichen Glasfläche öffnet, bringt es die Technik mit der Faltschiebetür auf etwa 80 Prozent. Selbst wenn «nur» drei Meter Breite zur Verfügung stehen, lassen sich mit Faltschiebeelementen am Ende rund 2,20 Meter der Breite vollständig öffnen.

Flexible Faltschiebekonstruktionen
Hinter vorgehaltener Hand hört man von Fensterbauern, dass die Konstruktionen aus früheren Zeiten mit einem etwas zweifelhaften Ruf belegt waren. Das hat sich inzwischen geändert. Überwiegend eigene, verdeckt liegende Beschlagentwicklungen der Hersteller samt leichtgängiger Schiebeführungen haben dazu beigetragen. Auch kann jeder Flügel in der Höhe nachjustiert werden, wenn dies durch spätere Senkungen nötig werden sollte. Ein wichtiges Detail, denn auch mit Faltschiebeelementen lassen sich heute enorm grossformatige Glasflächen realisieren. Beim Hersteller Centor etwa seien Öffnungsweiten von bis zu 9,20 Meter und Höhen von bis zu 2,88 Meter möglich.

Die gängige Öffnungsweise ist das Falten der Flügel nach aussen. Dies bietet den Vorteil, dass Möbel im Innenraum nahe an der Verglasung stehen können. Dennoch ist die Öffnungsrichtung für so manchen Bauherren und Planer gewöhnungsbedürftig. Der aufmerksame Beobachter konnte diesen Umstand bei den angeregten Gesprächen zwischen den Akteuren an der letzten Baumesse in München verfolgen. Von Vorteil ist sicherlich, wenn ein Dachüberstand vorhanden ist. Auf der anderen Seite «öffnet man bei Regenwetter in der Regel nicht die ganze Wand», so Jörg Wagner von Centor. Der Produzent Sunflex bietet seine Systeme wahlweise mit der Öffnung nach aussen oder innen an.

Vielfalt herrscht auch beim Bodenanschluss. Je nach System lassen sich sogar barrierefreie und schwellenlose Varianten realisieren. Etwa von Solarlux, ein Hersteller, der fünf verschiedene Bodenschienen zur Verfügung stellt. Je nach baulicher Situation erfolgt die Entwässerung auf verschiedenen Wegen.

Komfort in Holz
Was aber den Benutzern vor allem eindrücklich bei der Technik erscheint, ist die Leichtgängigkeit der Systeme. Vor allem wenn man bedenkt, dass manch grossformatige Schiebelösung doch beachtliche Kraft benötigt, um einen Flügel in Bewegung zu setzen. Dagegen präsentieren sich die Faltschiebeelemente der neusten Generation recht lauffreudig und mühelos in der Bedienung. So wirbt etwa Centor nicht zu Unrecht mit der Ein-Finger-Bedienung der Elemente. Dies war auffällig an der Baumesse: Die Besucher zeigten sich beeindruckt vom leichtgängigen Öffnen und Verschliessen der gefalteten Glaswände.

Auch hinsichtlich einer gefälligen Gestaltung hat man zugelegt. Neben wichtigen Details wie die verdeckt liegenden Beschläge – bei Centor auch für die Verriegelung – sind es gleichmässige und schlanke Rahmenbreiten, die für ein ruhiges Bild sorgen.

Solarlux etwa kommt mit 143 Millimeter Ansichtsbreite des Flügelstosses bei der Holz- Alu-Variante aus. Systeme, ganz aus Aluminium, können noch schlanker sein.

Die Rahmenmaterialien entsprechen denen normaler Drehflügelfenster. Neben hochwertigen Holz-Alu-Konstruktionen sind reine Holz- oder Aluminiumlösungen und bei preisgünstigeren Varianten auch solche in Kunststoff am Markt.

Technische Eckdaten sind zeitgemäss
Hinsichtlich der Ansprüche an die Wärmedämmeigenschaften können sich die Elemente sehen lassen. Zwar sind sie auch mit Zweifachverglasung erhältlich, doch um es auf einen U-Wert von bis zu 0,7 W/m2 K (Centor und Solarlux) zu bringen, ist eine optionale Dreifachverglasung nötig.

Bei grossen Glasflächen im Erdgeschoss herrscht oft das Gefühl von mangelnder Sicherheit. Bei Solarlux hat man sich dem Thema angenommen und mit der Glasfaltwand auch mit der Holz-Aluminium-Variante die RC2-Zertifzierung erhalten. Der Hersteller Sunflex hat sich besonders dem Schallschutz gewidmet und erreicht mit seinem System einen Luftschalldämmwert von Rw 42 Dezibel.

Die Führung und Lastaufnahme der Flügelelemente erfolgt je nach Hersteller und Modell hängend oder stehend geführt. Beide Systeme haben konstruktionsbedingt ihre bekannten Vor- und Nachteile. Kann ein Laufwagen einfach nachjustiert werden, sind hängende Führungen grundsätzlich leichtgängiger.

Gegen zu viel Naturgewalt gewappnet
Grosszügige Öffnungen zum Aussenbereich sorgen für ein exklusives Raumempfinden. Wer mit der Natur auf Tuchfühlung geht, bleibt auch von eher unliebsamen Gästen wie Stechmücken nicht verschont. Vor allem in der Dämmerung, wenn man nach heissen Sommertagen gerne lüftet und im Innenraum die ersten Lichter angehen, kann die Freude über die erweiterte Wohnfläche schnell getrübt werden.

Bei Centor hat man sich zu Recht intensiv mit dem Schutz vor Insekten beschäftigt. Herausgekommen ist ein ins seitliche Rahmenprofil integriertes Schutznetz. Mit einer Griffleiste über die gesamte Höhe wird das verblüffend leichtgängige Netz bewegt und verschwindet im vorgesetzten Rahmen wie ein Rollo. Dazu lässt sich das System mit einem integrierten Sonnenschutz nach identischer Funktionsweise aufrüsten. Dadurch ist es möglich, das Insektenschutznetz auf einer Seite zu platzieren und auf der anderen Rahmenseite das Sonnenschutzgewebe unterzubringen. So kann von links und rechts nach Bedarf jeweils das nötige Schutzgewebe über die gesamte Breite des Elementes gezogen werden.

Interessant ist das Ganze auch deshalb, weil es als eigenständiges Produkt behandelt wird. Damit kann das Rahmenelement passend für jede Tür oder jede Fensterfläche auch nachträglich montiert werden und stellt dadurch einen echten Zugewinn für Frischluftbegeisterte dar, auch ohne Faltschiebetüren.